Generalat der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus

Schwester M. Marlene Schmidt


„Ich bin der Herr dein Gott, der deine Hand ergreift und sagt:
Fürchte dich nicht, ich helfe dir. " (Jes.)

Dieser Satz aus dem Buch Jesaja hat mein Leben in der Gemeinschaft geprägt und mir gerade im Anfang meines Klosterlebens geholfen, meinen Weg zu gehen.

Geboren bin ich am 24. Sept. 1951 in Friesoythe-Neuscharrel, einen kleinen Ort im Oldenburger Land im Kreis Cloppenburg (Niedersachsen). Meine Eltern, Anna und Bernhard Schmidt, hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb. Aufgewachsen bin ich mit zwei Brüdern und zwei Schwestern. Außerdem lebten in meinem Elternhaus unsere Oma väterlicherseits, 2 Schwestern meines Vaters und ein Cousin. Von klein auf habe ich in diesem Mehrgenerationen-Haushalt Gemeinschaft erlebt, fühlte mich stets geborgen und nicht allein. Es galt aber auch im elterlichen Betrieb mitzuhelfen, im Haushalt, bei der Garten- oder Feldarbeit. Ich war immer froh, wenn ich auf dem Felde helfen konnte, denn das habe ich gerne gemacht. Der christliche Glaube wurde in meiner Familie gelebt. Der Sonntagsgottesdienst und auch der Besuch von Werktags Gottesdiensten, das gemeinsame Beten des Rosenkranzes im Oktober, die Maiandachten in der Familie waren selbstverständlich und wurde nicht hinterfragt. Es gehörte einfach dazu. Meine Geschwister und ich haben uns in der Gemeinde engagiert. Für meine Brüder war es der Dienst als Messdiener am Altar, für meine Schwestern und mich die Mädchengruppen, Lektorenarbeit, Pfarrgemeinderat, Caritassammlungen und die Büchereiarbeit. Meine Eltern haben diese Aktivitäten immer unterstützt.

Ich habe in meinem Heimatort Neuscharrel neun Jahre die Volksschule besucht. Anschließend absolvierte ich die Handelsschule in Friesoythe mit dem Abschluss der mittleren Reife. Nach dem Besuch der Handelsschule habe ich 17 Jahre in einer großen Versandschlachterei im Büro gearbeitet. Nun begann der Ernst des Lebens.

Das Jahr 1974 war für meine Familie ein sehr schweres Jahr. Im Alter von 55 Jahren starb mein Vater an einem Gehirntumor. Das war für meine Familie und für mich ein sehr einschneidender Schicksalsschlag. Meine jüngste Schwester war gerade mal 11 Jahre alt. In dieser Zeit habe ich die Mauritzer Franziskanerinnen kennengelernt. Dort im Krankenhaus habe ich nach dem Tod meines Vaters 12 Jahre Sonntagsdienst gemacht und Schwestern kennengelernt, die mir in meiner Trauer um meinen Vater sehr geholfen haben. 1978 starb dann meine Mutter im Alter von 59 Jahren. In dieser Zeit habe ich nicht nur Trauer erlebt, sondern gelernt, was es heißt, eine Familie zu haben, in der das Zusammenhalten großgeschrieben wird.  Ich habe dann noch eine Zusatzausbildung als Unterrichtsleiterin absolviert und an verschiedenen Bildungswerken Stenographie und Maschinenschreiben in Kursen jungen Menschen nahegebracht. 

In diesen Jahren habe ich mich oft gefragt, ob das schon alles ist. Ins Kloster gehen wollte ich eigentlich nicht. In meiner Freizeit hatte ich viel Kontakt mit Ordenschristen. Eine Schwester hat mich mal gefragt, wann ich dann ins Kloster gehe? Daraufhin habe ich geantwortet: „Wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen.“ Um mir zu beweisen, dass ich da nicht hinwollte, habe ich tatsächlich ein Haus gebaut, welches ich nie bezogen habe. Dennoch habe ich lange Zeit überlegt, ob Gott mich in seine Nachfolge ruft. Um Klarheit zu bekommen, habe ich an Besinnungswochenenden im Kloster teilgenommen, habe mit Schwestern aus verschiedenen Gemeinschaften gesprochen. Ausschlaggebend, mich für eine franziskanische Gemeinschaft zu entscheiden, war 1986 der Katholikentag in Aachen. Dort hat mich eine Predigt vom damaligen Bischof Klaus Hemmerle zum Thema „Siehe ich bin die Magd des Herrn“ sehr berührt, angesprochen und eine Unruhe in mir ausgelöst. Gerade in dieser Zeit wurde der Betrieb, in dem ich angestellt war, aufgelöst und ich musste mir einen neuen Arbeitsplatz suchen. Da habe ich mit dem lieben Gott einen „Deal“ gemacht. Ich habe darum gebetet, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Arbeitslosigkeit sollte nicht mein Grund sein, in ein Kloster einzutreten. Dann hätte ich immer gedacht, das Kloster wäre eine Notlösung gewesen. Aber plötzlich hatte ich die Möglichkeit, gleich mehrere Arbeitsstellen zu bekommen. Und so konnte ich in aller Freiheit entscheiden, mich auf den Ruf Gottes einzulassen.

1987 bin ich bei den Mauritzer Franziskanerinnen in Münster in die Ordensgemeinschaft eingetreten. Der Anfang war nicht leicht, und in einer Krise, wo ich die Gemeinschaft schon wieder verlassen wollte, ist mir der obengenannte Bibelvers aus dem Buch Jesaja von Gott geschenkt worden. Das war für mich in dieser Situation eine Zusage von Gott persönlich an mich. 1989 habe ich die Erste Profess abgelegt. In den Profess-Exerzitien waren Zweifel da und Gott hat mir wieder einen Bibelvers geschenkt dieses Mal aus dem Lukas-Evangelium: „Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber geh und verkündige das Reich Gottes.“ Dieser Bibelvers war für mich wieder Zusage, Auftrag und Sendung zu gleich. 1997 habe ich dann die Ewige Profess abgelegt.

In den Jahren der Juniorratszeit habe ich oft in der Patientenaufnahme von Krankenhäusern gearbeitet. In dieser Zeit habe ich auch meinen Abschluss als Bürokauffrau gemacht. Aber ich spürte auch den Wunsch in mir, in der Seelsorge, in der Gemeinde zu arbeiten. Der Wunsch wurde mir erfüllt und in den Jahren 1992/1994 habe ich eine Fortbildung in der pastoralen Begleitung in der Altenarbeit absolviert und wurde in verschiedenen Einrichtungen und Gemeinden eingesetzt.  In den Jahren 2000 bis 2003 hatte ich die Möglichkeit, eine Ausbildung in der Krankenhausseelsorge im Bistum Münster zu machen. Nach meinem Abschluss erhielt ich eine Stelle in Recklinghausen (Ruhrgebiet) als Krankenhauspastoralreferentin, mit dem Schwerpunkt in der Altenseelsorge. Dort arbeite ich nun seit 18 Jahren in 2 Altenheimen und in einer großen Pfarrei. Zusätzlich konnte ich eine Ausbildung in der Trauer- und in der geistlichen Begleitung absolvieren.

Da die Bibel für mich und mein Leben wichtig ist, hatte ich im Bistum Münster auch die Möglichkeit, mich als Bibliologin ausbilden zu lassen. Für meine Aus- und Fortbildungen bin ich meiner Gemeinschaft sehr dankbar. Die Arbeit mit den älteren Menschen und in der Pfarrei St. Peter in Recklinghausen macht mir Freude und rückblickend kann ich sagen: Gott geht alle Wege mit, und die Frohe Botschaft war und ist die Ausrichtung für mein Leben. „Ich bin bei Euch alle Tage“ ist für mich eine persönliche Zusage, die mich mit Zuversicht in die Zukunft schauen lässt, denn ich bin im Namen des Herrn unterwegs.